„Jedes Ende ist auch ein Neustart“ - Die neue Obernburger Bücher Box verlockt zum Zugreifen und Loslesen
Vor vier Monaten wurde die Bücherbox am Brückensteg von Obernburg nach Elsenfeld durch einen üblen Brandanschlag zerstört – ein Schrecken für viele Leserinnen und Leser, die in den fünf Jahren des Bestehens schätzen gelernt hatten, dass die Box regelmäßig und sorgfältig immer wieder neu gefüllt wurde. Diese schwere Zeit ist nun vorbei, am selben Standort auf zwei Sandsteinen aus dem Keller der ehemaligen OVGO lädt eine neue, noch geräumigere und schönere Bücherbox wieder Jung und Alt zum Schmökern ein. Der Schrank aus attraktivem Spessart-Lärchenholz, den zwölf junge angehende Zimmerer in ihrem Berufsgrundschuljahr an der Berufsschule Obernburg in einigen Monaten zusammen mit ihrer Lehrerin Corinna Schnabel gebaut haben, wurde am 23. Mai als Geschenk vor zahlreichen Gästen dem Bürgermeister und dem Büchereiteam öffentlich übergeben.
Der Stolz auf ihre Arbeit ist den 12 jungen Zimmerern bei der Einweihung der Bücherbox anzusehen. Der junge Handwerker Lennox Wolf, der in traditioneller Zimmermannskleidung erschien, präsentierte unter Beifall der Zuhörer seinen selbst gereimten Richterspruch:
Mit Gunst und Verlaub!
Der Schock in Obernburg, er saß tief, als die Bücherbox in lodernden Flammen entschlief.
Fünf Jahre lang versorgte sie uns mit Wissen und Geschichten, dies war ihre Kunst.
Doch so lange die Trauer auch in uns verharrt, jedes Ende kennzeichnet einen neuen Start.
Wir sind stolz hier heute zu stehen, und auf der Asche der alten Bücherbox eine neue zu sehen.
12 angehende Zimmerleute und eine Meisterin schufen dieses Bauwerk mit Platz für viele Büchern darin.
Dies hier ist ein Neubeginn und verleiht der Bücherbox ihren Sinn.
Von aller Last wir sind nun befreit, die Bücherbox sie ist eingeweiht.
Knapp 100 Bücher stehen aktuell wieder für kleine und große „Leseratten“ parat, darunter finden sich nicht nur Klassiker und aktuelle Bestseller für Erwachsene, sondern auch jede Menge Lesestoff für Kinder und Jugendliche. Und man kann sicher sein: Von den ehrenamtlichen Helferinnen Theresia Bock und Ulla Mühre werden regelmäßig gute und auch gut erhaltene Bücher aus dem Fundus der Bücherei nachgefüllt.
Grußworte spiegelten die Freude über das Engagement der jungen Handwerker, die zudem ein schönes Gästebuch und eine Mappe mit dem Entstehungsprozess der Bücherbox an die Bibliotheksleiterin übergaben. Der euphorische Dank: „Ihr seid ein Geschenk des Himmels für uns!“ Bürgermeister Dietmar Fieger, der sich über die Zerstörungswut im Februar sehr geärgert hatte, formulierte jetzt ganz abgeklärt: „Nichts ist so schlecht, dass es nicht für etwas gut wäre!“ Der Schulleiter versprach, weiter die Zusammenarbeit mit der Stadt und auch mit den Schulen zu pflegen. Die Vorsitzende des Fördervereins „Lesezeichen e.V.“ Sabine Klimmer und der Büchereikurator Paul Klimmer, der das Projekt begleitete, bedankten sich herzlich bei den Zimmerern für Ihre gemeinnützige Arbeit.
In den nächsten Monaten und Jahren kann man sich in Obernburg über ein neues Beispiel für Zusammenhalt und ehrenamtliches Engagement freuen und wird hoffen, dass mit den Brandspuren auf den Sockelsteinen bald auch die schlechten Erinnerungen an den Schock im Februar verblassen.